Wir holten die Schlüssel unseres Ferienhauses, bezahlten den Rest der
fälligen Miete, ließen uns eine Wegbeschreibung geben und machten
uns auf die Socken.
Hatten wir vorher alles nur im Prospekt gelesen oder gesehen, jetzt genossen wir
es "live", jetzt waren wir dabei. Eine Stunde Autofahrt stand uns noch
bevor. Überwältigend waren die Eindrücke, die auf uns einstürzten.
Wir staunten uns gegenseitig an, um langsam zu begreifen, welchen herrlichen
Flecken Erde wir ausgesucht hatten. Vorbei ging es an gewaltigen Bergrücken,
die sich bis in eine Höhe von 850 m erhoben, überzogen mit einem
saftigen Grün. Kaskadenartige Wasserfälle ergossen sich aus den
gewaltigen Höhenzügen, stürzten zu Tal und verloren sich
in weiten Fjorden und dies gleich hundertfach. Malerisch verstreut lagen
einzelne Häuser oder kleine Ansiedlungen an den Hängen.
Die bunten Dächer
wie Farbkleckse strahlten einen besonderen Reiz aus und wir sahen kaum
Menschen, dafür aber um so mehr Schafe, die sich frei auf der Insel
bewegten, ganz so, als seien die Inseln nur für sie geschaffen. |
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Dann erreichten wir in einem winzigen Ort namens Lamby auf der Insel Esteroy
das gemietete Haus, das uns für die nächsten 10 Tage als Domizil
diente. Wie in dieser Gegend so üblich, war lediglich das Fundament
sowie der Keller gemauert, alle anderen Stockwerke bestanden aus Holz einschl.
der Zwischendecken und -wände, so daß das Haus insgesamt recht
hellhörig war. Das Wellblechdach knackte bei Wärmeeinstrahlung
recht laut; bei Regen konnte man die einzelnen Tropfen sehr gut hören.
Die Ausstattung war passabel und auch mit der Stromversorgung gab es keine
Probleme. Allerdings hatten wir mit den Betten so unsere Schwierigkeiten.
Sie waren wohl selbst zusammengezimmert, viel zu schmal und einige Bretter
brachen zusammen, wenn man sich darauf kniete, um ans Fenster zu gelangen.
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Als erstes wurden
natürlich die mitgebrachten Antennen aufgebaut und somit das Haus
"aufgewertet". Platzprobleme gab es zum Glück nicht. Jörg konnte
es gar nicht mehr abwarten und begann als erstes mit der Montage des Beams. |
Aufgrund der guten Vorplanung klappte diese Aktion fast reibungslos. Da es auf den
Faeroer-Inseln fast keine Bäume gibt, hatten wir genügend Antennenmasten
mitgenommen. Wir verwendeten einen 3-Element-Beam für 10, 15 und 20
m, eine Groundplane für 160, 80 und 40 m (umgerüstet auf 5/8
Lambda für die WARC-Bänder) mit einer Deutschlandfahne an der
Spitze, eine Groundplane für 10, 15 und 20 m, eine Z-Antenne (Notbehelf
für den Fall, daß eine der anderen Antennen ausfallen sollte),
eine 17-Element-Antenne für 2 m sowie einen Rundstrahler (Inselkommunikation)
für 2 m. Insgesamt wurden weit mehr als 200 m Koaxkabel verlegt.
Als Geräte standen zwei TS 850, ein TS 870, zwei PA für KW, ein TS
711 einschl. Commander-II-PA für UKW zur Verfügung. Ein Multimode
Data Controller sowie 2 Laptops fehlten ebenfalls nicht.
Diverse Meßgeräte,
Verbindungskabel, Abspannmaterialien sowie jede Menge Werkzeug einschl.
Bohrmaschine vervollständigten die technische Ausstattung. |
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Die
räumliche Aufteilung wurde so vorgenommen, daß im Erdgeschoß
der TS 870 einschl. einer PA (angeschlossen am Beam bzw. der Z-Antenne)
sowie die 2-m-Stationen aufgebaut wurden. Die übrigen KW-Geräte
wurden im Obergeschoß aufgebaut.
Kaum
waren die Antennen aufgebaut, wurde auch schon der Funkbetrieb aufgenommen.
Wir entschieden uns dafür, UKW an einem geeigneteren (Portabel-)Standort
aufzubauen. Da wir die DX-Pedition sowohl in der CQ-DL und anderen Fachzeitschriften
sowie im Internet angekündigt hatten, konnten wir uns vor Anrufen
kaum retten. OY ist wohl weltweit sehr gefragt. Wir bekamen sofort Verbindung
nach Hause und konnten von der Anreise und den Bedingungen den Freunden
und OV-Mitgliedern berichten. Da die D1- und D2-Netze wegen Inkompatibilität
dort nicht funktionierten, nutzten wir die ausnahmsweise die Gelegenheit,
um auch unsere Angehörigen verständigen zu lassen. Lange Funkgespräche
kamen aber kaum zustande, da das Pile-Up so stark war, daß wir den
Wünschen nach Funkkontakten kaum nachkommen konnten.
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Mehrfach waren
wir gleichzeitig mit 3 KW-Geräten und 2 PA’s QRV. Trotzdem gelang
es uns nicht, den Andrang zu bewältigen, obwohl alle Operator über
ein gewisses Maß an Kontesterfahrung und so manches Pile-Up im Vorjahr
auf Jersey bewältigt hatten. |
Man stelle sich vor, man sucht eine freie Frequenz, ruft "CQ", läßt
die Taste los, und wird durch ein QRM von S 9 + 30 dB "erschlagen". Der erste
Gedanke ist, "da habe ich wohl nicht richtig in die Frequenz gehört". Nach
einer halben Minute versteht man die ersten Buchstaben und Zahlen, nach weiteren
30 Sekunden beginnt es zu dämmern, daß das kein QRM ist, da versuchen
hunderte von Stationen gleichzeitig, einen zu erreichen. Panik macht sich breit.
Obwohl innerlich auf ein Pile-Up eingestellt, kommt der Gedanke: "etwas weniger
wäre mehr, wie soll denn das bewältigt werden". Aber dann kommt der
Gedanke: "Jetzt erst recht". Alle, die da in diesem Gebrodel mitmischen, haben
irgendwie auf dich gewartet, haben seit Tagen die Frequenzen beobachtet, benötigen
dich, um irgend etwas in unserem doch so tollen Hobby zu erlangen oder wollen
dir nur einfach einmal einen "Guten Tag" wünschen, ihre Grüße
loswerden und Verbundenheit mit dir demonstrieren. Trotz macht sich in dir breit,
du willst zeigen, daß die ganze Funkergemeinschaft nicht vergebens auf
dich gewartet hat. Also versuchst du, so viele wie möglich zufriedenzustellen.
Nach 2 Stunden bist du völlig geschafft, die QSO-Zahl ist aufgrund der
riesigen Anruferzahl noch gering, also muß ein frischer Operator her,
damit es irgendwie weitergeht. Es ging weiter und bald hatten wir 1500 QSO’s
im Log.
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